Du sollst kein Verleumder sein noch ein Ohrenbläser
im Volke." (Lev 19,16)


Von der Zahl und Schuld solcher Menschen sind aber jene nicht ausgeschlossen, welche ehrabschneidenden und verleumderischen Menschen die Ohren öffnen und die Lästerer nicht tadeln, sondern ihnen gern beistimmen. Denn was verdammenswerter sei, verleumden oder den Verleumder anhören, schreiben die heiligen Hieronymus und Bernhard, ist nicht leicht festzustellen;
denn es gäbe keine Verleumder, wenn es nicht solche gäbe, welche den Verleumdern Gehör schenkten. Zu derselben Gattung gehören diejenigen, welche durch ihre Ränke die Leute entzweien und gegeneinander aufhetzen und eine große Freude daran haben, Zwietracht zu säen, sodass sie die innigsten Verbindungen und Genossenschaften durch erdichtete Reden zerreißen und die besten Freunde zu ewiger Feindschaft und selbst zu den Waffen aufzureizen. Gegen diese Pest gibt der Herr seinen Abscheu also zu erkennen:

 

"Du sollst kein Verleumder sein noch ein Ohrenbläser im Volke." Dergleichen gab es viele unter den Ratgebern Sauls, welche sein Wohlwollen von David abzuwenden und den König gegen jenen aufzureizen suchten.

(Röm. Kat., III. Teil, 9. Hauptstück, 10: "Die, die Verleumder anhören oder zwischen Freunden Zwietracht säen, sind Verleumder".)