Das goldene Vater unser!

 

 

 

Als Jesus von seiner Mutter ging

 

und die groß heilige Woche anfing

 

da hatte Maria viel Herzeleid

 

und sie fragte den Sohn mit Traurigkeit:

 

Ach Sohn Du lieber Jesu mein,

 

was wirst du am heiligen Palmsonntag sein?

 

Am heiligen Palmsonntag werd ich ein König sein,

 

da wird man mir Kleider und Palmen streun.

 

 

 

Ach Sohn Du lieber Jesu mein,

 

was wirst Du am heiligen Montag sein?

 

Am heiligen Montag bin ich ein trauriger Wandersmann,

 

der nirgends ein Obdach finden kann!

 

 

 

Ach Sohn Du lieber Jesu mein,

 

was wirst Du am heiligen Dienstag sein?

 

Am heiligen Dienstag bin ich der Welt ein Prophet,

 

verkünde wie Himmel und Erde vergeht.

 

 

 

Ach Sohn Du lieber Jesu mein,

 

was wirst Du am heiligen Mittwoch sein?

 

Am heiligen Mittwoch bin ich gar arm und gering,

 

verkauft um 30 Silberling.

 

 

 

Ach Sohn Du lieber Jesu mein,

 

was wirst Du am heiligen Donnerstag sein?

 

Am heiligen Donnerstag bin ich im Speisesaal,

 

das Opferlamm beim Abendmahl.

 

 

 

Ach Sohn Du lieber Jesu mein,

 

was wirst Du am heiligen Karfreitag sein

 

ach liebste Mutter mein,

 

da werd ich ans Kreuz geschlagen sein.

 

Drei Nägel, die gehen durch Händ und Füß,

 

verzag nicht Mutter, das End ist süß.

 

 

 

Ach Sohn Du lieber Jesu mein,

 

was wirst Du am heiligen Karsamstag sein?

 

am heiligen Karsamstag bin ich ein Weizenkorn,

 

das in der Erde wird neu geborn.

 

 

 

Ach Sohn Du lieber Jesu mein,

 

was wirst Du am heiligen Ostertag sein?

 

Am Sonntag freu Dich o Mutter mein,

 

da werd ich vom Tod erstanden sein,

 

dann trag ich das Kreuz mit der Fahn in der Hand,

 

dann siehst Du mich wieder im Glorienstand.

 

 

 

Nach alter Bußordnung:

 

100 Jahre Ablass; besondere Gnaden,

 

wer dieses goldene Vater  unser

 

in der Karwoche alle Tage dreimal betet!

 

 

 

 

 

Christi Mutter stand mit Schmerzen

  

bei dem Kreuz und weint von Herzen,

 

als ihr lieber Sohn da hing.

 

Durch die Seele voller Trauer,

 

schneidend unter Todesschauer,

 

jetzt das Schwert des Leidens ging.

 

Welch ein Schmerz der Auserkornen,

 

da sie sah den Eingebornen,

 

wie er mit dem Tode rang.

 

Angst und Jammer, Qual und Bangen,

 

alles Leid hielt sie umfangen,

 

das nur je ein Herz durchdrang.

 

Ist ein Mensch auf aller Erden,

 

der nicht muss erweichet werden,

 

wenn er Christi Mutter denkt,

 

wie sie, ganz von Weh zerschlagen,

 

bleich da steht, ohn alles Klagen,

 

nur ins Leid des Sohns versenkt?

 

Ach, für seiner Brüder Schulden

 

sah sie ihn die Marter dulden,

 

Geißeln, Dornen, Spott und Hohn;

 

sah ihn trostlos und verlassen

 

an dem blutgen Kreuz erblassen,

 

ihren lieben einzigen Sohn.

 

O du Mutter, Brunn der Liebe,

 

mich erfüll mit gleichem Triebe,

 

dass ich fühl die Schmerzen dein;

 

dass mein Herz, im Leid entzündet,

 

sich mit deiner Lieb verbindet,

 

um zu lieben Gott allein.

 

Drücke deines Sohnes Wunden,

 

so wie du sie selbst empfunden,

 

heilige Mutter, in mein Herz!

 

Dass ich weiß, was ich verschuldet,

 

was dein Sohn für mich erduldet,

 

gib mir Teil an seinem Schmerz!

 

Lass mich wahrhaft mit dir weinen,

 

mich mit Christi Leid vereinen,

 

so lang mir das Leben währt!

 

An dem Kreuz mit dir zu stehen,

 

unverwandt hinaufzusehen,

 

ist’s, wonach mein Herz begehrt.

 

O du Jungfrau der Jungfrauen,

 

woll auf mich in Liebe schauen,

 

dass ich teile deinen Schmerz,

 

dass ich Christi Tod und Leiden,

 

Marter, Angst und bittres Scheiden

 

fühle wie dein Mutterherz!

 

Alle Wunden, ihm geschlagen,

 

Schmach und Kreuz mit ihm zu tragen,

 

das sei fortan mein Gewinn!

 

Dass mein Herz, von Lieb entzündet,

 

Gnade im Gerichte findet,

 

sei du meine Schützerin!

 

Mach, dass mich sein Kreuz bewache,

 

dass sein Tod mich selig mache,

 

mich erwärm sein Gnadenlicht,

 

dass die Seel sich mög erheben

 

frei zu Gott in ewgem Leben,

 

wann mein sterbend Auge bricht!